Peru 2016

Noch ca. 4 1/2 Stunden, dann ist Lima erreicht und zwei Wochen Urlaub im nördlichen Teil Perus können beginnen.

Die Reise führt uns zunächst mit dem Flugzeug nach Tarapoto im Amazonasgebiet. Nach zwei Tagen Aklimatisation und Erholung von der Anreise geht es dann weiter nach  Moyobamba, wo kleinere Wanderungen zu Schwefelseen, Wasserfällen und Kaffeeplantagen auf dem Programm stehen.

Der öffentliche Bus bringt uns dann nach 6 stündiger Fahrt nach Chachapoyas. Von dort ausgehend werden wir den Canyon de Sonche erkunden. Leymebamba ist dann die nächst geplante Station. Dort erwartet uns eines der bedeutendsten Museen der Region.

Weiter geht es dann in einer fast ganztägigen Busfahrt nach Cajamarca, jene Stadt, die zuletzt mit vehementem Widerstand der Bevölkerung gegen ein US amerikanisches Goldminenprojekt auf sich aufmerksam machte.

Die nächste längere Busfahrt führt uns dann nach  Chiclayo und Lambayeque. Am Programm stehen kulturhistorische Besichtigungen. Und schließlich den Abschluss bildet ein kurzer Aufenthalt an der Pazifikküste in der Nähe von Mancora.

Der Rückflug startet dann ab Talara nach Lima und dann über Madrid nach Wien.

Wenn ich von wir gesprochen habe, dann schließe ich meinen Freund Marcos aus Arequipa mit ein.

Marcos

Kuelap – Die Citadelle der Chachapoyas

Vom kleinen Ort Leymebamba, der allerdings ein bedeutendes Museum beherbergt, etwa zwei Autostunden im Süden von Chachapoyas, befindet sich eine der bedeutendsten Ruinen der Vor-Inka Zeit: Kuelap.

Die Schotterstraße schlängelt sich an den dicht bewachsene Hängen des andinischen Hochurwaldes entlang. Vom Parkplatz am Ende der Straße haben wir dann sicher noch eine halbe Stunde bis zum ersten Anblick der Festungsmauern gebraucht. Auf 3000m Seehöhe und kräftiger Sonneneinstrahlung kann der Weg mitunter schon etwas beschwerlich sein. Auf der gut angelegten Strecke finden sich jedoch einige schattige Rastplätze, um tief durch zu atmen, was bei der dünnen Luft gut tut.

Für die Anfahrt empfehle ich ein Auto mit Chauffeur zu mieten, so wie wir das gemacht haben. Einerseits spart ortskundige Begleitung viel Zeit, da es nur wenige Hinweisschilder gibt und andererseits erlaubt diese Art der Anreise jederzeit einen kurzen Stopp einzulegen, um die Aussicht zu genießen. S/ 200 (ca. EUR 70) kostet ein Auto mit Chauffeur pro Tag.

Chachapoya, denen die nächst gelegene größere Stadt ihren Namen verdankt, gründeten 800 n. Chr. die Citadelle mit ihren dicht aneinander stehenden runden Häusern und spitzen Dächern – so zumindest die Rekonstruktion. Im Süden und Norden befanden sich jeweils ein ebenfalls runder Tempel, die jedoch eine konische Form hatten. Fresken auf den Häuserruinen deuten darauf hin, dass im Süden der wohlhabendere Teil der Einwohner lebte und im Norden das gemeine Volk.

Der Aufbau der Festungsstadt dauerte etwa 200 Jahre und im 15 Jhd. wurde sie schließlich von den Inka erobert, bevor 100 Jahre später die Spanier kamen, um das Land und deren Bürger zu unterwerfen.

Die Chachapoyas hatten ein ausgeklügeltes System der Überwachung des Gebietes rund um die Citadelle, die so errichtet waren, dass Sichtkontakt mit strategisch wichtigen Punkten an den Zugängen zur Siedlung bestand und damit schon frühzeitig vor herannahenden Feinden mittels Rauchzeichen gewarnt werden konnte.

Funde in der Citadelle deuten darauf hin, dass die Chachapoyas intensive Kontakte, sowohl zu den Völkern im Amazonas hatten, als auch zu jenen auf der anderen Seite des Andengebirgszuges an der Pazifikküste.

Die Schlange und der Jaguar waren zentrale Kulttiere und finden sich auf Darstellungen, sowohl auf den runden Häusern, als auch auf diversen Gegenständen des täglichen Lebens. Wie alle Völker der Vor-Inka Zeit, war auch für die Chachapoyas das Leben nach dem Tod nicht zu Ende. Vielmehr mumifizierten sie die Verstorbenen und begruben sie in Sarkophargen. Auch Gegenstände des täglichen Lebens wurden den Toten für ihr post-mortales Leben mitgegeben. All das ist im Museum von Leymebeque in einer aufschlussreichen Präsentation zu sehen.

Massentourismus im Anmarsch?

Die peruanische Fremdenverkehrswirtschaft misst der Citadelle großes Potential zu und es wird davon gesprochen, dass sie zu einem zweiten Machu Pichu werden könnte. Aktuell wird die Citadelle noch hauptsächlich von Peruanern und südamerikanischen Touristen besucht, zumal es in den näher gelegenen Orten kaum touristische Infrastruktur gibt.</p>

Das erste Monsterprojekt steht jedoch kurz vor der Fertigstellung. Ein französisch-peruanisches Konsortium hat eine Gondelbahn bis zum Parkplatz errichtet, die im März des kommenden Jahres eröffnet werden soll. Damit soll die Besucherzahl mindestens verdoppelt werden, von heute 80 bis 120 Besucher pro Tag. Das Projekt scheint aber sehr isoliert geplant worden zu sein, da die Bahn im Nirgendwo beginnt und zwar nach ca. 20 Minuten Fahrt vom nächstgelegenen kleinen Dorf Nuevo Tingo auf der einspurigen Schotterstraße. Die Verkehrsaufnahmefähigkeit der Zufahrtsstraße ist also sehr begrenzt. Ähnlich sieht es bei der Bergstation aus. Dort fehlt es an sanitären Einrichtungen, an Bewirtungsmöglichkeiten und Aufenthaltsmöglichkeiten mit entsprechenden Entsorgungseinrichtungen cür Müll. All das kann natürlich noch bis zum März 2017 entstehen, doch angesichts der nicht erkennbaren Vorarbeiten, scheint das unwahrscheinlich. Abgesehen von diesen infrastrukturellen Schwächen, werden die Anwohner der heutigen Zufahrtsstraße zur Citadelle an Einkommen einbüßen, da sie aktuell mit ihren kleinen Verkaufsständen, wo sie Snacks und landwirtschaftliche Produkte anbieten am Tourismus teilhaben.

Kurz gesagt, hier scheint einmal mehr ein internationales Konsortium die lokalen und regionalen Politiker von einem Projekt überzeugt zu haben, dessen Tragweite offenbar nicht umfassend eingeschätzt wurde. Die Folgekosten werden wohl die Bewohner und die öffentliche Hand tragen müssen. Das internationale Konsortium nimmt den Gewinn mit.

Koka und Kakao

Vor zirka 15 Jahren wäre eine Reise in den Hochurwald am Rande des Amazonas wohl aus Sicherheitsgründen nicht ratsam gewesen, denn hier war eines der Zentren des peruanischen Kokaanbaus mit all den damit verbundenen Gefahren der Verarbeitung des traditionellen Laubes der indigenen Einwohner. Regierungsprogramme jenseits der US amerikanischen Vernichtungspolitik, haben jedoch dazu geführt, dass die Bauern auf andere Produkte umgestellt haben. Der Obstanbau spielt dabei die wichtigste Rolle, doch auch im Kaffee- und Kakaoanbau fanden die lokalen Bauern eine neue Einkommensquelle abseits der kriminellen Drogenkette. Ein Besuch bei Hiderico Bocangel Zavala, dem Eigentümer von ECOPERLACHA in Lamas in der Provinz San Martin zeigte auf, welches Potential im Kakao steckt. Ein Potential durchaus vergleichbar mit der europäischen Weinproduktion, denn Kakaoschote ist nicht gleich Kakaoschote und die Züchtung und Kreuzung von Sorten erfordert ebenso fachliches Wissen, wie es ein guter Winzer auch haben muss.

Die Kakaoschote gibt es in unterschiedlichen Farben, wobei jede für ein unterschiedliches Aroma steht. Eben etwas milder oder schärfer oder fruchtiger im Geschmack. Aber auch die Größe der Schote ist bedeutend nicht zuletzt, aus Gründen des Ertrages. So beinhaltet eine ertragreiche Sorte etwa 600 Kakaobohnen und unter den hier vorzufindenden klimatischen Bedingungen kann ca. alle 40 Tage geerntet werden. Wie beim Wein entsteht durch Aufpfropfung eine Hybridschote.

Selbstverständlich widmen sich die Kakaobauern auch der Bioproduktion und verzichten bei der Bekämpfung von Schädlingen und Pilzen auf den Einsatz künstlich hergestellter Substanzen. Unterstützt wird diese Anbauweise durch Vielfalt im  Kakaogarten. Neben unterschiedlichen Sorten werden auch Obstbäume, wie z. B. Mango, Orangen oder Avokado angepflanzt.Auch Kaffesträucher finden sich zwischen drinnen. Eine besondere Bedeutung für den Wasserhaushalt hat die wasserspeichernde Palme (span. aguajal). Sie reguliert den Wasserhaushalt und sorgt dafür, dass immer genug Feuchtigkeit vorhanden ist. Ein faszinierendes System!

Schließlich erfordert der Prozess der Weiterverarbeitung der Kakaobohne von der Schote bis zur Einsatzreife in der Schokoladeproduktion ebenso fachliches Wissen und auch ein wenig Geduld, denn die Bohnen werden nach dem Herauslösen aus der Schote, die übrigens bei der biologischen Produktion kompostiert und zur Düngung verwendet wird, fermentiert und dann getrocknet, wobei dabei sowohl Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit von Bedeutung sind. Dieser Prozess geschieht in unssrem Fall bereits im Kakaogarten und zwar in einer Art Glashaus, in dem die Temperatur etwa 80 Grad erreicht.

Und wer nicht warten kann bis die Schokolade fertig ist, der kann das Fruchtfleisch, in dem die Bohne in der Schote liegt direkt verkosten. Je nach Sorte kann der Geschmack einer Mango oder einer Guanaba ähneln. Süß und bekömmlich ist es allemal.

Mancora

Den Abschluss der Reise bildeten ein paar Tage im Badeort Mancora. Dort erwartete uns im exklusiven Hotel “K!chic” ein kleines Paradies.